Hier läuft die Produktion fast autark
Firma Ecker speist eigenen Solarstrom in Herstellungsprozess ein – Derzeit zu 92 Prozent unabhängig
Wallerfing. 100 Prozent ist das Ziel. 95 werden demnächst erreicht, derzeit sind es 92. Diesen Anteil am Strombedarf für die Produktion von Heiz- und Kühlelementen erzeugt die Firma Ecker derzeit selbst, schildert Heribert Ecker, der die Firmenleitung inzwischen an Sohn Karsten abgegeben hat und selbst für Verwaltung und Energieversorgung des Unternehmens zuständig ist.
Der Ausbau der regenerativen Energieerzeugung erfolgt schrittweise. 2010 zog der Betrieb von Osterhofen nach Wallerfing um und errichtete dort die erste Produktionshalle. 2015 wurde dahinter eine zusätzliche Halle errichtet, die vorwiegend für die Lagerung und Logistik genutzt wird. Das Dach trägt eine Photovoltaikanlage mit 90 kWp Leistung. Der erzeugte Strom wird vorrangig in der Firma verbraucht, der Überschuss fließt zunächst in zwei große Akkus, nur der Rest wird ins Netz eingespeist. Für diese Verteilung des Stroms sorgt eine intelligente Steuerung. Strom zukaufen muss der Betrieb etwa 9000 kWh im Jahr.
Möglich ist die hohe Eigenversorgung auch, weil die Firma Ecker den Stromverbrauch in der Produktion gesenkt hat. Seit 2010 wurde der Verbrauch um gut
20 000 kWh pro Jahr gesenkt. Dafür hat der Betrieb in LED-Beleuchtung investiert, doch das hat sich durch den geringeren Stromverbrauch rasch amortisiert, schildert der Senior-Chef. Zudem seien die Produktionsmaschinen alle auf dem neuesten Stand. Beispielsweise wurde die schwere Alusäge auf Pneumatik umgerüstet und benötige nun 30 Prozent weniger Energie. Alleine durch die Einsparungen im Stromverbrauch spare man jährlich 28,37 Tonnen an CO2, rechnet Heribert Ecker vor.
Zudem hat die Firma auch die Heizung umgestellt: Waren früher 8000 kWh Gas für die Heizung der Logistikhalle nötig, so werden dafür inzwischen Wärmepumpen eingesetzt. Damit steige die CO2-Ersparnis auf 33,75 Tonnen pro Jahr. Weil immer noch etwas Strom für die erste Produktionshalle übrig bleibt, können hier gut zehn Tonnen Pellets in der Heizung eingespart werden: Laut Heribert Ecker werden so weitere 5,7 Tonnen CO2 vermieden. Die jährliche
Gesamtersparnis an Kohlendioxid beziffert er deshalb auf 38,875 Tonnen.
Am Rand des Firmengeländes steht zudem die Säule einer Elektrotankstelle für zwei Fahrzeuge, die ebenfalls aus dem eigenen Strom gespeist wird. Bislang nutzt man die Energie für den eigenen Fuhrpark und bietet Geschäftskunden beim Firmenbesuch an, das Elektroauto aufzutanken. Die Elektrotankstelle kann zudem für die Öffentlichkeit freigeschaltet werden, falls der Bedarf besteht.
Der eigene Fuhrpark ist derzeit zu 50 Prozent auf Hybridautos umgestellt, erläutert Geschäftsführer Karsten Ecker. Im Nahverkehr werde alles elektrisch gefahren. Allerdings vertreibt die Firma Ecker ihre Heiz- und Kühlflächen europaweit, deshalb ist er geschäftlich auch im Ausland unterwegs und nutzt dann auch den Benzinmotor.
Das Engagement in regenerativer Energieerzeugung ist auch ihm wichtig. Einerseits investiert er lieber in seine Firma als in Negativzinsen auf der Bank. Andererseits stellt sein Betrieb ein Produkt her, das energiesparend und für alternative Systeme ausgelegt ist. Das gelte natürlich auch für die Herstellung: „Die ganze Firma muss zum Produkt passen“, sagt Karsten Ecker und zieht einen Vergleich mit einem Elektroauto. Da sei der Betrieb auch nur dann ideal, wenn mit „grünem Strom“ getankt werde. Analog müsse ein energiesparendes Produkt auch mit eigenem Strom hergestellt werden. Versteht sich von selbst, dass Vater und Sohn auch zuhause jeweils eine Photovoltaikanlage betreiben.
Heribert Ecker legt Wert darauf, ein Vorbild zu sein und Anregung zur Nachahmung zu geben. Sohn Karsten sieht in der Verwendung des eigenen Solarstroms eher einen Wettbewerbsvorteil für die Firma. Auch wenn der nicht beziffert werden könne, ähnlich wie bei der Zertifizierung: „Ich habe noch nie offiziell einen Auftrag erhalten, weil die Firma ein ISO-Zertifikat hat“, sagt Karsten Ecker. Aber vielleicht hätte er ohne Zertifizierung den einen oder anderen Auftrag nicht erhalten. Ein schlüssiges Konzept könne bei der Auftragsvergabe ein Vorteil sein, meint Karsten Ecker: Im Wettbewerb kann man nicht nur die Herkunft der Rohstoffe nachweisen, sondern auch als Firma „grün“ sein und die eingesetzte Energie umweltschonend produzieren.
Den genauen Energiefluss hat Heribert Ecker stets auf seiner App am Smartphone im Blick: 92 Prozent Eigenverbrauch waren es im vergangenen Monat. Ein dritter Akku sei bereits bestellt, damit würde noch mehr Solarstrom für den Firmenverbrauch gespeichert werden, die Firma wäre dann zu 95 Prozent autark, schätzt er.
Auch die 100 Prozent sind für den Betrieb erreichbar, denn auf dem Dach der ersten Produktionshalle ist ebenfalls eine Photovoltaikanlage mit 120 kW installiert. Allerdings speist sie den erzeugten Strom noch neun Jahre lang voll ins allgemeine Energienetz ein. Danach soll der Solarstrom auch von diesem Dach vorrangig in Eigenverbrauch, Akkus und dann die gesamte Heizung fließen. Um komplett autark zu werden, „reicht das locker“, sagt Heribert Ecker.
(Quelle: OZ-GS _ Ausgabe 196 vom 25.08.2021)